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Absturzsicherung

Falls die Gefahr eines Absturzes am Arbeitsplatz nicht durch eine kollektive Schutzeinrichtung beseitigt werden kann, ist eine persönliche Absturzsicherung erforderlich. Mit dieser Ausrüstung muss eine Person an einen Anschlagpunkt so gesichert werden, dass ein Absturz entweder ganz verhindert oder sicher aufgefangen wird. Auch wenn ein Anwender hoffentlich niemals stürzt, diese Ausrüstung muss den ganzen Tag getragen werden und sollte so bequem sein, dass sie die Arbeit nicht behindert.

Anschlagpunkt & Anschlagmittel
Anschlagpunkt: Bezeichnet allgemein einen sicheren
Befestigungspunkt (z. B. Träger, Gerüst, Geländer).

Der Anschlagpunkt muss
• eine statische Festigkeit von > 10 kN während 3 Minuten
besitzen (EN795b).
• so hoch angebracht sein, dass der Anwender bei einem
Sturz nicht auf die darunter liegende Ebene fällt. Er sollte möglichst senkrecht über dem Arbeitsplatz liegen.
Anschlaghilfsmittel: Dient zum Anbringen des Verbindungsmittels am Anschlagpunkt bzw. am
Anschlagmittel (Gurtband, Stahlschlinge, Trägergreifer usw.).
• Muss für den jeweiligen Anschlagpunkt geeignet sein und eine statische Festigkeit von mind. 15 kN während
3 Minuten besitzen (EN362).

Auffanggurt
Komplettgurt: der vom Anwender getragene Teil der persönlichen Schutzausrüstung.
• Dient zum Auffangen des Anwenders im Falle eines
Sturzes, ohne dass dieser verletzt wird oder aus dem Auffanggurt herausrutscht.
• Die einzige für Absturzsituationen zulässige Schutzausrüstung ist der Auffanggurt (Komplettgurt).
Haltegurte hingegen können zur Arbeitsplatzpositionierung und als Bestandteil von Rückhaltesystemen verwendet werden.
• Bei der Auswahl sollten die auszuführende Tätigkeit und
die Arbeitsumgebung berücksichtigt werden.
• Jede Auffangöse an einem Auffanggurt muss eine statische
Festigkeit von > 15 kN für 3 Minuten besitzen (EN361 und
EN358).

Verbindungsmittel
Verbindungsmittel: Diese wichtige Komponente verbindet
den Auffanggurt mit dem Anschlagpunkt bzw. dem
Verbindungshilfsmittel (z. B. Verbindungsmittel mit oder
ohne Bandfalldämpfer).
• Es dient dazu, den freien Fall des Anwenders zu begrenzen
und muss unter Berücksichtigung der auszuführenden Arbeit und der Umgebung ausgewählt werden.
• Um die Art des erforderlichen Verbindungsmittels zu bestimmen, muss die potenzielle Fallstrecke berechnet werden. Für sich allein bieten diese Komponenten keinen Schutz vor einem Absturz. Zusammen richtig eingesetzt
bilden sie jedoch die persönliche Schutzausrüstung, die für die Sicherheit am Arbeitsplatz und das gesamte
Absturzsicherungssystem von lebenswichtiger Bedeutung ist.
(Wikipedia)

Absturz (Unfall)

DIN 4844-2 W015 Warnung vor Absturzgefahr

EinAbsturz ist ein Unfall, der im Gegensatz zum Sturz/Stolpern und Ausgleiten/-rutschen durch einen Fall aus einer erhöhten Position zustande kommt.


Auftreten

Absturzunfälle treten beispielsweise auf
bei Arbeiten auf Bauwerken, Gerüsten; Leitern oder anderen erhöhten Standorten
bei der Benutzung von Fluggeräten (z. B. Unfälle bei Fallschirmspringen)
bei Sportarten wie Bergsteigen und Bergwandern (Bergunfall, Sturz ins Seil), Gerätturnen, Reiten
als Folgereaktion von Panik, insbesondere bei Bränden

Bereits ein Sturz aus geringen Höhen, z. B. von einer Leiter kann zu schwersten Verletzungen führen. Stürze aus geringen Höhen erlauben meist kein Abfangen mit den Gliedmaßen, so dass es hier oft zu schweren Verletzungen kommt.

Die Folgen sind von sehr vielen Faktoren abhängig, beispielsweise
der Absturzhöhe
auftreffende Körperteile
der Auftrefffläche (ein Auftreffen auf Steinen wird schwerere Verletzungen zur Folge haben, als Sturz in Pulverschnee)
Hindernissen im Verlauf der Flugbahn; der Sturz auf ein herausstehendes Objekt, wie z. B. ein Armierungseisen kann auch auf ebener Erde tödlich ausgehen
dem Verhalten des Abstürzenden; die Verletzungsschwere ist bei Bewusstlosigkeit oder „Akzeptieren des Unvermeidlichen“ wegen des geringen Muskeltonus oft geringer
die Körperstatur (Kleinstkinder überleben oft Stürze auch aus größeren Höhen, Katzen sind in der Lage, sich in der Luft zu drehen und mit den Gliedmaßen aufzufangen)
Alter (bes. die mit dem Alter spröder werdende Knochenstruktur)
die Bergungsmöglichkeiten (Folgeschäden sind beim Bergsteigen z. B. durch Kälte oder Hängen im Seil zu befürchten)


Abschätzung

Physikalisch lassen sich die Folgen eines Sturzes abschätzen, wenn man die Größe der Erdbeschleunigung (g = 9,81 m/s2), und der Abbremsung kennt (negative Beschleunigung a). Übersteigt die Abbremsung etwa die 10-fache Erdbeschleunigung g, wirken so starke Kräfte auf den Körper ein, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu schweren inneren Verletzungen kommt.

Aus den Fallgesetzen (s: Weg, t: Zeit):
lassen sich Geschwindigkeit, Bremszeit, Bremsweg und Verzögerung bestimmen.

Die Fallgeschwindigkeit wird vom Luftwiderstand beeinflusst und steigt nicht über einen Maximalwert von etwa 200 km/h (≈55 m/s), der ab 145 Metern Fallhöhe erreicht wird.[1] Um die maximale Verzögerung von 10 g nicht zu überschreiten, ist bei geringeren Geschwindigkeiten mindestens ein Bremsweg von s = h/10 und entsprechende Bremszeit erforderlich.
Werte bei MaximalverzögerungHöhe [m] Geschwindigkeit [km/h] Bremsweg [m] Bremszeit [s] Beispiel
1m 15,8km/h 
2m 22,7km/h 
3m 27,7km/h
4m 32,4km/h 
5m 35,6km/h
6m 39,2km/h
10m 50,4km/h
20m 71,3km/h
200m 226km/h
1000m 250km/h 


Die Bremswirkung kann erreicht werden durch:
Abfedern
durch ein elastisches Kletterseil. Ein Sturz wäre tödlich, wenn man nach wenigen Metern schlagartig vom Halteseil abgebremst würde. Um einen Normsturz aus ca. 4 m Höhe zu überleben, bedarf es einer Verzögerungsstrecke von mindestens 40 cm, wenn die Verzögerung 10 g nicht übersteigen soll. Moderne Kletterseile besitzen deshalb eine Dehnfähigkeit unter hoher Last von mindestens 9 %.
mit den Beinen und Abrollen. Mit Übung ist ein Sprung aus 2 m Höhe gefahrlos zu meistern. Abfedern mit Füßen und Beinen und ein Abrollen ermöglichen eine Bremsstrecke von mehr als 50 cm. Ein Stuntman übersteht durch entsprechendes Training auch größere Höhen.
in einer Knautschzone. Einen Frontalzusammenstoß mit dem PKW bei 50 km/h, entsprechend einem Sprung aus 10 m Höhe, kann man überleben, wenn sich die Knautschzone um mehr als 1 m zusammenschiebt.
Reibung
Bodenreibung. Beim Sturz mit dem Fahrrad entstehen Schürfverletzungen durch Rutschen auf dem Asphalt. Wenn die Strecke bis zum nächsten Laternenpfahl genügend lang ist, können schlimmere Verletzungen vermieden werden.
Wasserwiderstand. Ein Sprung aus 10 m Höhe in ein Schwimmbecken erfordert eine Wassertiefe von mindestens 1 m. Berichte, dass auch 70 cm ausreichen würden, beruhen möglicherweise darauf, dass der Beckenboden zusätzlich um mindestens 30 cm abfedert.
Luftwiderstand. Ein Fallschirm vergrößert diesen, ein Regenschirm kaum.

Ein ungebremster Fall aus 2 m Höhe auf den Kopf ist tödlich. Der erforderliche Bremsweg von 20 cm entspricht mehr als dem halben Kopfdurchmesser. Um einen Fall aus großer Höhe zu überleben, muss eine gleichmäßige Abbremsung über mindestens 25 m möglich sein. → siehe auch Kuriosa.
Verletzungen

Die Verletzungen können sich je nach Absturzhöhe auf nahezu alle Organe beziehen. Tödliche Unfälle passieren am häufigsten bei Höhen von weniger als 10 Metern oder mehr als 25 Metern, da diese Stürze meist mit einem Fall auf dem Kopf enden. Da man instinktiv versucht, mit den Füßen zuerst aufzukommen, erfolgen meist Frakturen von Sprunggelenk, Knie, Beinen, Wirbelsäule und Becken. Etwa 75 Prozent der Opfer sterben in den ersten Sekunden nach dem Aufprall.[1] Besonders kritisch sind:
Schädelfrakturen (Schädelbasisbruch) und Hirnblutungen
Bruch von Wirbelkörpern
innere Verletzungen (Abdominaltrauma), wie Milzruptur, Ruptur (Riss) von Aorta, Hohlvene oder der Leber
Stichverletzungen durch gebrochene Knochen oder Pfählungen, die starke Blutverluste verursachen

Daneben kommt es i.d.R. zu weiteren Verletzungen, wie
Prellungen, Schürfwunden
Gehirnerschütterungen

Eine Analyse von 100 Suizidfällen an der Golden Gate Bridge in San Francisco (75 Meter, Aufprallgeschwindigkeit 120 km/h) ergab zahlreiche Todesursachen: Lungenquetschungen, kollabierte Lungen, explodierte Herzen und eine von Rippen durchbohrte Hauptschlagader oder Hohlvene.[1]

Schutz vor Absturz
Absturzgefahr

Der beste Schutz gegen Absturz ist, sich nicht auf hochgelegene Flächen zu begeben, von denen man abstürzen könnte. Ist dies nicht möglich, wird die Absturzkante mit einem geeigneten Geländer geschützt. Wenn man sich zwangsläufig in absturzgefährdeten Bereichen bewegen muss, nutzt man in der Regel Kletter- oder Auffanggurte in Verbindung mit dynamischen Seilen und gegebenenfalls Falldämpfern.

Wenn mit einem Absturz in ein Seil zu rechnen ist, muss außerdem eine rasche Bergung möglich sein, da es bei längerem Hängen im Seil zu Kreislaufzusammenbruch und zum Tod kommt.

Es werden Rettungsgeschirre genutzt, wenn sich Personen aus eigener Kraft nicht mehr retten können (z. B. Arbeiten in Behältern).

Die Folgen von Abstürzen aus geringen Höhen für besonders kritische Körperteile lassen sich durch Protektoren (Wirbelsäule, Knie und Ellenbogen) und Helme zumindest reduzieren.
Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Es stehen zwei Schutzausrüstungen zur Auswahl:
das Haltesystem, bestehend aus Haltegurt, Verbindungsmittel und Anschlagpunkt und
das Auffangsystem, bestehend aus Auffanggurt, Verbindungsmittel, Falldämpfer und Anschlagpunkt.

Wenn andere technische Maßnahmen gegen Absturz nicht möglich sind, muss Sicherheitsgeschirr eingesetzt werden. Dazu zählen:
Auffanggurte (bestehend aus mehreren Gurten vom Oberschenkel zur Schulter mit rückseitiger oder vorderseitiger Fangöse)
Haltegurte (straffe Halteseile, nicht als Auffangsystem geeignet, Beschäftigte sollen von einer Absturzkante fern gehalten werden)
Feuerwehr-Sicherheitsgurte
Verbindungsmittel (Sicherheitsseile, Fangleinen, Halteriemen)
Sonstige Geräte, wie z. B. Falldämpfer, Steigschutz oder Abseilgeräte

Kuriosa
Den Rekord für die größte überlebte Absturzhöhe hält Vesna Vulović. Sie überlebte am 26. Januar 1972 angeblich einen Sturz aus 10.160 Metern Höhe.

Am 7. Dezember 2007 sind in New York zwei Fensterputzer, Alcides und Edgar Moreno, vom 47. Stock in etwa 144 Meter Höhe mit dem Gerüst abgestürzt. Während Edgar Moreno augenblicklich starb, überlebte sein Bruder mit schweren verletzungen.
(Wikipedia)